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Die Familie in Tunesien, Gesellschaft und Tradition in Tunesien


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Tunesische Familien sind aufgrund ihres Kinderreichtums sehr groß und weitverzweigt.

Auch heute noch sind Familien mit 5, 6 und mehr Kindern keine Seltenheit, obwohl bei höherer Bildung der Trend zu geringerer Kinderzahl (2-3) zu beobachten ist.

Die Beziehungen der Familienmitglieder zueinander sind oftmals kompliziert und für Außenstehende, zumal aus dem Ausland, kaum schnell zu begreifen.

In jedem Falle aber gilt, daß, so zerstritten und verfeindet Familienmitglieder auch sind, sie dennoch gegenüber Außenstehende zusammenstehen und ihren Mitglieder in Notfällen stets die (jedoch nur) elementarsten Hilfestellungen, wie Unterkunft und Verpflegung, bieten.

Dies sichert, im Anbetracht der relativ geringen Leistungen des Sozialsystems in Tunesien, die Existenz fast jedes Tunesiers, doch es bedeutet umgekehrt auch, daß jemand, der aus der Familie ausgestoßen wurde, u.U. auf keinerlei Hilfe in der Not mehr rechnen kann.

Aus diesem Zusammenhalt ergibt sich jedoch auch ein verringertes Besitzdenken, bei dem sich der einzelne der Gesamtheit weitgehend unterordnet.

"Individualität", doch auch damit zusammenhängende Begriffe wie "Selbstverwirklichung" oder "Egozentrismus", wie sie in vielen westlichen Ländern als erstrebenswert betrachtet werden, sind in Tunesien nur selten zu finden.
Auf den ersten Blick wird dieses gesellschaftliche Verhalten schnell als "großer Stellenwert der Familie in Tunesien" gedeutet.

In der Realität aber handelt es sich eher um erlernte und gruppendynamische Notwendigkeiten und Zwänge, so daß das Verhalten bei einer geringeren Abhängigkeit der Familienmitglieder voneinander und höherer Selbstbestimmung beim Umgang in der Familie anders aussehen würde.

Änderungen in der Lebensweise beginnen zunehmend, die alten Traditionen der Familie aufzubrechen und sorgen für teils unüberbrückbare Differenzen.

Hierzu gehören speziell die Berufstätigkeit der Frau (besonders, wenn der Mann arbeitslos ist), aber auch die fortschreitende Bildung speziell der Frauen, sowie ein wesentlicher Einfluß durch Fernsehprogramme aus anderen Ländern (namentlich der USA), sowie durch Touristen und die bereits im Ausland lebende Familienmitglieder.

Auch die, zumindest noch bis Ende 2010, zunehmende Säkularisierung Tunesiens und Demokratisierung des Landes steht alten Traditionen entgegen - allerdings ebenfalls der sich seit 2011 in Tunesien zeigende orthodoxe Islam in der Gestalt der "Bärtigen" (wegen der Bärte, die orthodox-islamische Männer tragen, auch "Salafisten" genannt) und der teils oder ganz verschleierten Frauen.
In den Jahren 2012 und 2013 fand eine nennenswerte "Re-Islamisierung" der tunesischen Gesellschaft statt, die sich wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren fortsetzen wird.

Insgesamt zieht sich ein bedeutender Riß durch die tunesische Gesellschaft, der in den letzten Jahren zusehends breiter wird und schneller neue Verästelungen bildet, als große Teile der Gesellschaft die Änderungen und Begehrlichkeiten nachvollziehen können.


Traditionell ist der älteste Mann einer Familie das Oberhaupt und die anderen Familienangehörigen, insbesondere wenn sie nicht verheiratet sind, beugen sich weitgehend seinem Urteil und Willen.

In der Rangordnung folgend sind dann in einer Familie die anderen männlichen Mitglieder, danach die Ehefrau, die weiblichen Mitglieder und zuletzt die kleinen Kinder angeordnet.
Diese Hierarchie gerät ins Wanken, weil die schnell fortschreitenden Änderungen in Tunesien schon nach einer Generation kaum noch nachvollzogen werden können und die alten Rangordnungen, die auf Männlichkeit, Wissen, Erfahrungen und Beziehungen begründet waren, in vielfacher Weise unterhöhlt werden oder sich als veraltet und nicht mehr zeitgemäß erweisen.

Hiermit dürfte sich in erster Linie erklären lassen, daß Tunesier z.B. eine höhere Affinität zu Europäern haben, sich eine Vielzahl junger tunesischer Frauen versuchen, zu emanzipieren und insgesamt jahrhundertelang gültige Werte von Moral in Tunesien und Familie in großer Geschwindigkeit zerfallen.

Dieser Zerfall ist so schnell, daß er gewissermaßen in Echtzeit beobachtet werden kann.
Wer in Tunesien wohnt oder sich sehr oft dort aufhält, der weiß, was damit gemeint ist, denn viele Veränderungen sind schon innerhalb weniger Monate sichtbar.
Der seit dem Jahre 2011 in Tunesien zu beobachtende Trend hin zu einer mehr islamischen Gesellschaft hat diese Entwicklung allerdings, zumindest derzeit, vermutlich aber auch langfristig gestoppt und teilweise umgekehrt.

"Blutrache“ ist übrigens in Tunesien verboten und hat auch keine gesellschaftliche Akzeptanz, Fälle von Blutrache sind daher so gut wie unbekannt.
In den Fällen von "unerwünschter" Beziehung einer Frau kann es zwar vorkommen, daß sie von der Familie "Hausarrest" erhält, körperliche Züchtigung erfährt oder "ausgestoßen" wird, doch ernsthafte und dauerhafte Einschränkungen sind so gut wie unmöglich (und ungesetzlich) und können in Einzelfällen höchstens noch tief im Landesinneren bzw. Süden des Landes vorkommen.
 
Das "auf-die-Linie"-bringen eines Familienangehörigen erfolgt hauptsächlich dadurch, daß ihm die Akzeptanz innerhalb der Familie entzogen wird
("ausstoßen") oder damit zumindest gedroht wird – was, wie oben beschrieben, ein elementares Risiko bedeuten kann, das die meisten nicht eingehen wollen.



Hier befindet sich ein weiterer Artikel zu diesem Thema:

Familie in Tunesien

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